Alles ist neu: Das biographische Material, das fragmentarisch ist und nur in seltenen Fällen aus persönlichen Quellen stammt. Oft sind es Dokumente an Behörden. Wir müssen erkennen, in welchem Zusammenhang sie stehen. Warum wurden sie geschrieben, welche Begriffe von damals müssen wir heute hinterfragen? Frau Naumann-Götting vom „Aktiven Museum Spiegelgasse“, das die Wiesbadener Stolpersteinverlegungen begleitet, macht uns auf diese Dinge aufmerksam.
Foto: Aufnahmesituation, Corona-kompatibel
Am ersten Wochenende bekommen die Teilnehmer*innen ein Aufnahmegerät in die Hand gedrückt und behalten es für die Dauer des Kurses. Cornelia experimentiert mit Zeppelin-Geräuschen, die sie in ihrer Wohnung aufnimmt. Zwischen dem zweiten und dritten Wochenende werden auch die anderen damit beschäftigt, Aufnahmen machen, von Freund*innen und Verwandten, die Zitate sprechen oder kleine Rollen. Zum zweiten Wochenende bringt jede*r einen akustischen Fußabdruck vom Stolperstein mit, eine Aufnahme von Umgebungsgeräuschen. Wir hören genau hin: Was ist da noch außer den Autogeräuschen? Vögel, eine Ampelschaltung, Regen? Wie ist der Charakter der Aufnahme? Melancholisch? Aufgeregt?
Hinhören: Wenn jemand spricht, wie klingt seine oder ihre Stimme?
Wenn wir einen Schnitt setzen, wie wirkt sich das auf eine Aussage im Interview aus?
Wenn wir Ausschnitte aus aktuellen Radio-Dokumentationen hören, wo sind die Möglichkeiten und Grenzen des Dokumentarischen?
Was ist authentisch, und wo fragen wir uns, ob das jetzt echt oder Fake ist?
Einig ist sich unsere Gruppe darüber, dass wir in unseren Beiträgen transparent sein wollen. Klar machen, welche Mittel wir nutzen und warum. Damit sich unsere Hörer*innen am Ende selbst ein Bild machen können.