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Das erste Fortbildungswochenende in Frankfurt

Ulrike Keß • Apr. 29, 2018

Im April 2018 fand in Frankfurt am Main der erste Fortbildungsworkshop für vhs-Kursleiter/-innen statt, die ab dem Spätsommer 2018 ihre Kurse zum Thema „Wissensrouten“ starten.


Projektleiter Johannes Zender vom Hessischen Volkshochschulverbandbegrüßte als Referentin die Journalistin Elke Dillmann sowie die Vertreter/-innen der beteiligten Volkshochschulen Wiesbaden, Kassel und des Kooperationspartners Gedenkstätte Point Alpha. Von Anfang an ins Gesamtprojekt eingebunden sind zudem Mediencoaches, die die Kurse späterhin beratend begleiten werden. Die erste Fortbildung diente der praktischen Erarbeitung und Umsetzung vondigitalenHörbeiträgen zu gesellschaftspolitischen bzw. geschichtlichen Themen, ganz so, wie es dann auch in der Praxis mit den Kursteilnehmer/-innen umgesetzt werden soll.

Von der Kreidezeit ins digitale Zeitalter

Ein Stück Kreide kreischt über die Tafel. Kindheitserinnerungen füllen plötzlich den Raum. Das schrille Geräusch zieht noch genauso unangenehm in den Magen wie damals; doch werden es alle, die jetzt hier im Raum sind, nach diesem Fortbildungswochenende nicht mehr als Geräusch, sondern als „O-Ton“ beschreiben. Inhaltlich, das wird den Teilnehmern beim Blick nach vorne bewusst, sind sie schon im digitalen Zeitalter angekommen: Wörter wie „wav-Datei“ oder „storytelling“ stehen da geschrieben.

Die Kreide wird geführt von Elke Dillmann, Medienpädagogin aus München. Und während das weiße Schreibutensil in ihrer Hand eben noch die gefühlte Vergangenheit heraufbeschworen hat, schickt sie gleich darauf mit einem Fingertipp die digitale Zukunft durch den Raum: der Beamer projektziert kräftig-bunte Bilder und laute Töne zur erzählten Reise eines Filmhelden, der aufbricht, um Neues zu entdecken und unterwegs viele Abenteuer bestehen muss. Rasche Bildfolgen und unerwartete Wendungen lassen die Dramaturgie der Geschichte nachvollziehen und hautnah spüren. Als der Held dann zum Ende hin wieder nach Hause zurückkehrt, ist er nicht mehr derselbe. „Und genauso konzentriert und gespannt wie ihr es gerade wart, sollen die Zuhörer die Hör- und Filmbeiträge der Wissensrouten erleben“, erläutert Elke Dillmann. Doch wie kann es gelingen, die Zuhörer in nur drei Minuten – so lange darf ein Audiobeitrag maximal sein – auf eine emotionale Reise mitzunehmen, sie wirklich zu berühren?

Vom Koffer Packen und Entpacken für die digitale Reise

Das journalistische Handwerkszeug für eben eine solche emotionale Reise, die die Kursteilnehmer später von Grund auf selbst entwickeln sollen, hat Elke Dillmann dabei. Doch zunächst, so erläutert sie, braucht es eine grundlegende Vorbereitung. Welche Ideen gibt es? Wie lautet das konkrete Thema? Welche Personen können das Thema „transportieren“? Auf welcher Zeitebene spielen die Sequenzen, welche Handlungsorte gibt es? Findet man diese Orte noch heute? Gibt es Zeitzeugen? Aus welcher Perspektive wird erzählt?

Genau diese Fragen werden es sein, die die Kursleiter/-innen später mit ihren Teilnehmer/-innen diskutieren. Vom Ideen sammeln bis zum Storyboard schreiben wird alles zu erarbeiten sein. Unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, ja auch Interessen und – je nach Thema auch persönliche Hintergründe und Beweggründe der Teilnehmer/-innen, müssen dann in eine Form gegossen werden. Soll es ein Hörspiel sein, und wenn ja, wer verkörpert die passenden Stimmen, um die Rollen im Hörspiel zu übernehmen? Oder wird ein Zeitzeugeninterview den Kern des Beitrags bilden? Es wird zu entscheiden sein, wo aufgenommen wird; an Originalschauplätzen oder in einem schnell improvisierten schallarmen Innenraum.

Dillmanns journalistischer Handwerkskoffer offeriert zur Beantwortung dieser Fragen Recherchemethoden, radiojournalistisches Know-how, Informationen zu Schreibtechnik und Hörgewohnheiten oder zum Urheberrecht zusätzlich eingespielter Beiträge.

Gleichermaßen sehen sich die Fortbildungsteilnehmer/-innen am ersten Tag konfrontiert mit Aufgaben zur Gestaltung eines intuitiven Hörbeitrags ohne Skript – „auf dem Zettel stand, wir sollen einen Spot erstellen zum Thema Leidenschaft“ … „und auf unserem stand einfach nur das Wort „Wut“ …“ Die Hörbeiträge finden ihr Feedback in der Gruppe. Es ist irritierend, die eigene Stimme zu hören, bereichernd zu lernen, sie einzusetzen. Eben das müssen auch die späteren Kursteilnehmer/-innen. Nur wer den Prozess selbst komplett durchläuft, kann später Entsprechendes vermitteln.

Es ist Tag zwei der Fortbildung, und die tags zuvor gestalteten Beiträge werden am Computer mit einem Schnittprogramm bearbeitet.

Muss man den Atem hören? Darf man den Atem hören? Verschiedene Spuren abmischen, Musik oder atmosphärische Töne einspielen, Lautstärke regeln, erst der richtige „Cut“ macht den Hörbeitrag zum Hörerlebnis.

„Wissensrouten“ – Themenkurs und Medienkurs

In den vhs-Kursen „Wissensrouten“, die nach den Sommerferien 2018 starten, werden Teilnehmer/-innen sein, die den Kurs aus Interesse an Gesellschaftspolitik und Geschichte gebucht, aber noch nie ein Aufnahmegerät bedient und ein Interview geführt haben. Und da wird es Teilnehmer/-innen geben, die absolut fit im Umgang mit den digitalen Medien sind, aber noch nie intensiv zu einem bestimmten gesellschaftlich-historsichen Themen recherchiert haben. Das alles unter einen Hut zu bringen, wird die große Herausforderung für die Kursleiter/-innen sein. Ach ja, und „O-Töne“, die sollen auch noch rein, in den gebauten Beitrag: Originaltöne also: das schrille Kreischen der Kreide, das plötzliche Losknattern eines Mopeds oder ein melancholischer Klavierakkord können Geschichten nicht nur lebendig machen, sie können gar eigene Geschichten erzählen.



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