Gefördert aus Mitteln des Landes Hessen
im Rahmen des Weiterbildungspakts.
Zum Teil hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Texte vorab geschickt und anhand unserer Anregungen ein wenig an der Textlänge und der Dramaturgie daran gefeilt. Ich habe den Teilnehmenden beratend in Sachen Dramaturgie und Erzähltechnik zur Seite gestanden, Andreas hat Wert auf die Vertonbarkeit und Rechtefragen gelegt.
Wir lesen die Texte vor. Mehr als einmal haben Andreas und ich Gänsehaut. Das Ergebnis sind drei sehr bewegende, persönliche Berichte. Zum Teil haben sie die reale Lebenssituation zum Inhalt, zum Teil verweben sie persönliche und fiktive Geschichten vom Ankommen.
Ein fiktives Interview beschäftigt sich mit der autobiografischen Lebensreise einer syrischen Künstlerin, die in Kassel zu ihrer Kunst zurückgefunden hat. Ein Beitrag wird ein Gebet an den Zufall sein, ohne den jeder Neuanfang unmöglich zu sein scheint und ein Text hat die Überwindung der Sprachlosigkeit, und die dafür notwendige Ausdauer und Geduld zum Thema – hier wird eigenes Erleben sehr poetisch mit deutscher Lyrik verbunden.
Im Anschluss entwickeln wir gemeinsam erste Ideen, wie die Texte als Audioformat funktionieren könnten und ob Musik, Klänge und Fotos die Aufnahmen vervollständigen sollen.
Vor den ersten Testaufnahmen machen wir einige Übungen zur Lockerung der Stimmbänder, von herzlichem Gähnen, Summen und Vokalübungen ist alles dabei.
Im Studio erklärt Andreas die Bedienung des Mischpults, die Aufnahmetechnik und das Abhören der Aufnahmen.
Dann kommt der spannende Moment: Erste Aufnahmen! Wie klingt der Text? Wie die eigene Stimme? Passt die Betonung zur Stimmung des Textes? Wie kommen wir über sprachliche Hürden und überwinden Worte, die schwer zu sprechen sind? Sprechen im Stehen oder im Sitzen? Wohin mit den Textblättern, damit nichts bei der Aufnahme raschelt.
Die Teilnehmenden gehen experimentierfreudig und ohne Berührungsängste
mit der Technik an die Sache ran.
Man spürt und sieht die Erleichterung, dass es nicht so
schwer ist, wie befürchtet.
Das gemeinsame Anhören der ersten Ergebnisse macht allen Mut, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Für den letzten Tag stehen nun noch Nachaufnahmen und der Schnitt an.
Aufnehmen, in dem Wissen, dass es jetzt zählt, ist doch etwas anderes. Jetzt muss der Text sitzen, jetzt muss bei der Aufnahme die Sicherheit da sein, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Das Konzept jetzt noch grundlegend zu ändern, wäre nicht mehr möglich. Ich springe ein, wo eine weibliche Stimme gebraucht wird, die akzentfrei Deutsch spricht. Zugleich wollen die Teilnehmenden es so gut wie nur möglich machen und feilen an einigen Worten, bis sie sie möglichst sauber aussprechen können. Ich helfe mit Tipps: vor dem Wort eine kleine Pause einlegen, das Wort in seine Silben zerlegen und langsam sprechen.
Die ersten Schnitte mit dem Programm Audacity werden gemacht. Lässt man das „Ähh“, soll man das Atmen hören? Und fällt es auf, wenn plötzlich ein halber Satz verschwindet? Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehen sehr zielstrebig ihren Weg und tatsächlich sind nach dem Schnitt fast fertige Audiodateien entstanden.
Jetzt noch atmosphärische Geräusche und Musik raussuchen und an den richtigen Stellen unterlegen. Ich wollte mit Querflötenmusik aushelfen – leider stellt sich nach der Aufnahme heraus, dass die Flöte verstimmt war und außerdem die Stimmung des Beitrags stören würde.
Der Tag endet mit der Erkenntnis, dass wir noch ein paar Stunden nachlegen müssen, um die Dateien abschließend fertig zu stellen und mit Bildern zu unterlegen.
Die Sonne lacht in unseren Seminarraum, die Aussicht vom Freien Radio über Kassel ist grandios und die Aussicht, am Ende des Tages drei fertige Beiträge erarbeitet zu haben, noch grandioser. Andreas und ich haben die drei Audioberichte vorab durchgehört und sind beeindruckt: Drei unterschiedliche Formate, voller Gefühle, poetisch und bewegend sind im Entstehen.
Jetzt müssen „nur noch“ die ausgewählten Bilder über die gesprochenen Texte gelegt werden.
Andreas erklärt das Programm, dann sitzen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon wieder an den Rechnern. Wie passen die ausgewählten Zeichnungen in den Kontext? Überlagern sie das Gesagte? Weniger scheint hier Mehr zu sein.
Dann ist es so weit. Wir sitzen in der großen Runde beisammen und hören und sehen unsere Beiträge. Wir haben einen Gast eingeladen, damit jemand die Beiträge sieht und hört, der sie noch nie gesehen hat. Wir sind sehr gespannt …
… und am Ende sehr zufrieden und glücklich.
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